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Kastration - ja oder nein?

Rund um die Kastration des Haustieres gibt es verschiedene Meinungen, viele Unsicherheiten und auch Ängste. Was spricht für, was gegen diesen Eingriff? Welche operativen Möglichkeiten gibt es? Wie funktioniert eine chemische Kastration? Nachfolgend die Antworten auf die häufigsten Fragen.

 

Kastration

Bei einer chirurgischen Kastration werden beide Keimdrüsen (Eierstöcke respektiv Hoden) entfernt. Durch diesen Eingriff wird das Tier unfruchtbar gemacht und das sexuelle Verhalten wird dadurch verhindert. Als Alternative gibt es auch eine sogenannte chemische Kastration, was zu einer vorübergehenden Inaktivierung der Keimdrüsen führt.

 

Gründe für eine Kastration

Weshalb sich Tierbesitzer für eine Kastration bei Hund und Katze entscheiden, ist unterschiedlich. Meist geht es darum, eine unkontrollierte Vermehrung, sprich unerwünschten Nachwuchs, zu verhindern. Häufig erhofft sich der Tierbesitzer durch die Kastration eine Verhaltensänderung oder die Vereinfachung im Umgang mit dem Tier. In vielen Fällen ist eine Kastration jedoch auch medizinisch sinnvoll oder sogar erforderlich.

 

Die chirurgische Kastration

Bei jungen Hündinnen mit einer gesunden Gebärmutter werden in der Regel nur die Eierstöcke entfernt. Dazu werden zwei unterschiedliche chirurgische Techniken angewandt. Die klassische Kastration erfolgt durch ein Eröffnen der Bauchdecke durch einen ca. 5 – 10 cm langen Schnitt. Alternativ dazu ist eine laparaskopische Kastration weniger invasiv. Dabei wird durch ein kleines Loch in der Bauchdecke eine Kamera und Instrumente eingeführt und auf schonende Weise die Eierstöcke entfernt. Auf diese Weise können auch kryptorchide Rüden (Hoden im Bauchraum) kastriert werden. Der Vorteil dieser Technik ist eine schnellere, schmerzfreiere Erholung nach der Operation.
Beim Rüden werden beide Hoden durch einen Hautschnitt hinter dem Penisschaft entfernt; der Hodensack bleibt normalerweise belassen und wird nur bei alten Rüden aus ästhetischen Gründen entfernt.
Zeitpunkt der Kastration
Unsere Empfehlung ist, eine Hündin ca. 2 Monate nach der ersten Läufigkeit zu kastrieren. Rüden werden frühestens im Alter von 6 Monaten, meist jedoch später kastriert.
Kätzinnen und Kater werden kurz vor Eintritt der Geschlechtsreife mit ca. 6 Monaten kastriert.

 

Nachteile oder Risiken nach Kastration

Harninkontinenz

Harnverlust im Schlaf ist nach einer Kastration leider nicht selten (ca. 20% aller kastrierten Hündinnen), tritt aber in den meistens Fällen erst Jahre nach der Kastration auf und ist in der Regel medikamentös behandelbar. Schwere Hündinnen haben ein erhöhtes Risiko eine Inkontinenz zu entwickeln, sowie gewisse Rassen (Boxer, Riesenschnauzer und Dobermann Pinscher).

 

Die Sache mit dem Übergewicht

Übergewicht wird durch Faktoren wie Fütterung, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse und Aktivität beeinflusst. Sie tritt sowohl bei kastrierten als auch intakten Tieren auf. Im Gegensatz zum Hund, bei dem aus medizinischer Sicht bis heute kein eindeutiger Hinweis für einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Kastration nachgewiesen werden konnte, ist die Kastration bei Katzen eindeutig ein Risikofaktor für Übergewicht. Konkret: Für kastrierte Katzen ist die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu werden, 3.4-mal grösser als für intakte Katzen.

 

Weniger Brustkrebs dank Kastration?

Brustkrebs (Mammatumor) ist der häufigste Tumor der Hündin. Bis zu 25 Prozent aller unkastrierten Hündinnen entwickeln einen Brustkrebs, davon sind 20 bis 50 Prozent bösartig. Werden die Hündinnen vor der ersten Läufigkeit kastriert, reduziert sich das Risiko, an einem bösartigen Brustkrebs zu erkranken, um 99.5 Prozent. Eine Kastration zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit kann das Risiko immer noch um 92 Prozent senken. Erfolgt sie erst nach der zweiten Läufigkeit, hat dies keinen positiven Effekt mehr auf die Entstehung von Brustkrebs. Ähnliches gilt übrigens auch für die Katze, die zwar seltener Brustkrebs entwickeln, dafür aber in über 85 Prozent der Fälle solche von bösartiger Struktur.

 

Alternativen zur chirurgischen Kastration?

Falls man Zweifel hat, ob eine Kastration beim eigenen Tier sinnvoll ist und um zu erleben, wie sich das Verhalten nach der Kastration verändert, können anstelle einer (nicht mehr rückgängig zu machenden) chirurgischen Kastration auch temporäre hormonelle Implantate eingesetzt werden. Diese sind offiziell bis jetzt nur für Rüden zugelassen. Die Implantate haben eine Länge von rund einem Zentimeter und werden im Nacken unter die Haut gesetzt. Dieser Eingriff erfordert keine Narkose. Während sechs bis zwölf Monaten (abhängig vom gewählten Produkt) ist der Hund (oder die Katze) chemisch kastriert, was man an der deutlich kleineren Grösse der Hoden feststellen kann. Das Implantat löst sich mit der Zeit unter der Haut auf und muss nicht entfernt werden. Bei Hündinnen, die nach der Kastration an Harnträufeln leiden oder Fellveränderungen aufweisen, zeigt das Implantat nach unseren Erfahrungen ebenfalls erfreuliche Ergebnisse. Bei Hündinnen kann die Läufigkeit auch mit einer Hormonspritze, die alle fünf Monate wiederholt wird, verhindert werden. Eine langfristige Unterdrückung der Läufigkeit ist allerdings nicht zu empfehlen, da es zu Veränderungen der Gebärmutter und zu einer Gebärmuttervereiterung kommen kann.

Um die Vor- und Nachteile der Kastration (unter Berücksichtigung von Alter, Rasse, Gewicht, Haltung) zu besprechen, stehen wir Tierbesitzerinnen und Tierbesitzern sehr gerne beratend zur Seite.

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