Mit Kompetenz und Herz

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Lena von Spiessen

Dr. med. vet.

Dipl. ECVS

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Rund ums «Füdli» unserer vierbeinigen Patienten dreht sich dieser Artikel – einer anatomischen Region, der Tierbesitzer meistens wenig Aufmerksamkeit schenken. In den Vordergrund rückt das Hinterteil erst dann, wenn etwas nicht mehr stimmt.

 

Im Anus mündet mit dem Rektum der letzte Abschnitt des Verdauungstraktes. Hier geht die Darmschleimhaut in die behaarte äussere Haut über. Der Schliessmuskel verhindert unkontrollierten Kotabsatz. Zwei drüsenartige Schleimhautaussackungen, die sogenannten Analbeutel oder Duftdrüsen, produzieren ein übelriechendes Sekret, von dem angenommen wird, dass es ursprünglich eine Funktion bei der Markierung des Reviers hatte. Schmerzen oder Juckreiz in der Analregion können sich auf vielfältige Weise äussern. Die meisten Patienten zeigen häufiges, anhaltendes Lecken, für das andere Aktivitäten zum Teil abrupt unterbrochen werden. Zu den klassischen Symptomen gehören auch Schmerzäusserungen beim Kotabsatz, erfolgloses Pressen oder das so genannte Schlittenfahren, bei dem die Patienten sich sitzend fortbewegen und dabei die juckende Stelle über den Boden, das Gras oder den Wohnzimmerteppich ziehen. Auch augenfällige Veränderungen wie Schwellungen, Rötungen oder Sekretspuren im Analbereich sollten Tierbesitzer ernst nehmen und bei einem Tierarztbesuch genauer unter die Lupe nehmen lassen.

 

Analbeutelerkrankungen

Für viele Besitzer vor allem kleinerer Hunde sind wiederkehrende Analbeutelentzündungen ein leidiges Dauerthema. Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel, weiche Kotkonsistenz und geringe Kotabsatzfrequenz tragen dazu bei, dass die Entleerung der Analbeutel im Rahmen des Kotabsatzes gestört ist. Das zurückbehaltene Sekret dickt ein und es kommt zur Verstopfung der Ausführungsgänge. Der Tierarzt stellt bei der rektalen Untersuchung einen vermehrten Füllungsgrad eines oder beider Analbeutel fest. Er kann diese in unkomplizierten Fällen ausmassieren oder in einer kurzen Sedation spülen. Bleibt dieser Zustand unerkannt, bildet sich im weiteren Verlauf eine Entzündung des gestauten Analbeutels, die das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft zieht und in Form eines eitrigen Abszesses durch die Haut nach aussen aufbrechen kann.
In den meisten Fällen bringt man die Entzündung der Analbeutel im Anfangsstadium mit Antibiotika und Schmerzmitteln in Tablettenform kurz- oder mittelfristig unter Kontrolle. Treten die Probleme jedoch wiederholt auf, bedeutet dies für Patient und Besitzer einen erheblichen Leidensdruck. In solchen und komplizierteren Fällen liegt die endgültige Lösung in einer chirurgischen Entfernung der veränderten Analbeutel; für viele Patienten nach einer langwierigen Krankheitsgeschichte eine wahre Erlösung.
Ebenfalls durch den Operationssaal führt der Weg des Patienten, wenn es sich um eine tumoröse Entartung des Analbeutels handeln sollte. Auf den ersten Blick nicht unbedingt von der Entzündung zu unterscheiden, können Analbeutelkarzinome schnell in regionale Lymphknoten metastasieren und sollten daher frühstmöglich operativ entfernt werden. Die Verdachtsdiagnose kann bei einem Tierarztbesuch mittels rektaler Untersuchung, Blutuntersuchung, Punktion und gegebenenfalls weiterführenden, bildgebenden Verfahren wie zum Beispiel einer Computertomographie bestätigt werden. Bei Katzen hat dieser seltene Tumor leider eine sehr ungünstige Prognose, so dass eine Operation hier meist nicht mehr sinnvoll ist.

 

Perianaltumoren

Als kleine, langsam wachsende, haarlose Hautknoten in der direkten Umgebung des Anus treten die gutartigen Perianaltumoren in Erscheinung. Da ihr Wachstum an die Konzentration von männlichen Geschlechtshormonen im Blut gekoppelt ist, sind vor allem ältere, unkastrierte Rüden betroffen. Obwohl diese Tumore erst zu einem störenden Problem werden, wenn sie eine bestimmte Grösse erreicht haben und aufplatzen oder bluten, ist es empfehlenswert, sie in einem frühen Stadium zu entfernen. So kann man den chirurgischen Aufwand und damit die Komplikationsrate möglichst gering halten. Intakte Rüden sollten in jeden Fall in der gleichen Sitzung kastriert werden, um ein erneutes Tumorwachstum für die Zukunft auszuschliessen.

 

Perinealhernien

Bei einer Perinealhernie handelt es sich um eine grosse Aussackung der Haut in der Dammregion zu einer oder beiden Seiten des Anus infolge einer Bindegewebsschwäche. Ähnlich wie bei einem Nabel- oder Leistenbruch können sich in diesen Hautsack Bauchhöhlenorgane wie zum Beispiel die Harnblase oder der Enddarm vorwölben. Durch die veränderte Lage der Organe entstehen Probleme beim Kot- oder Urinabsatz: Die betroffenen Patienten pressen häufig längere Zeit und meist erfolglos, nämlich in den Bruchsack hinein, der in der Folge immer grösser wird. Die zugrundeliegende Schwäche des Bindegewebes und der Muskulatur zu beiden Seiten des Anus wird auch hier mit Veränderungen des Hormonspiegels in Verbindung gebracht, da vor allem ältere, unkastrierte Rüden mit dieser Problematik vorgestellt werden.
Für die Therapie kommen verschiedene rekonstruktive, chirurgische Verfahren in Betracht, in deren Verlauf die vorgefallenen Organe an ihren Platz zurückverlagert werden und einem erneuten Vorfall durch den Verschluss der Bruchpforte vorgebeugt wird. Es empfiehlt sich, intakte Rüden in der gleichen Sitzung zu kastrieren.

 

Rektumprolaps

Schwere, chronische Durchfallerkrankungen, Blockaden der Harnröhre oder Schwergeburten gehen auch bei unseren Haustieren mit wiederholten, zum Teil anhaltenden, starken Presswehen einher. Der hierbei erzeugte, erhöhte Druck im Bauchraum kann dazu führen, dass sich ein Teil der Enddarmschleimhaut aus dem Anus nach aussen vorwölbt. In der Folge erscheint unter dem Schwanzansatz eine feuchte, rote Gewebemasse, die durch den Schliessmuskel eingeschnürt wird und im weiteren Verlauf stark anschwellen kann. Hier ist definitiv Eile geboten und eine umgehende Vorstellung beim Tierarzt angezeigt!
Als Sofortmassnahme kann die Oberfläche des vorgefallenen Darms mit Speiseöl feucht gehalten und so vor bleibenden Schäden geschützt werden. Beim Tierarzt wird unter Vollnarkose der schmerzhafte Vorfall zurückverlagert und der Anus temporär mit einer Naht soweit verschlossen, dass Kotabsatz zwar noch möglich ist, aber ein erneuter Vorfall verhindert wird – bis sich die Schleimhaut erholt hat und die Schwellung vollständig zurück gegangen ist. Wird der Gang zum Tierarzt zu lange hinausgezögert, erleidet der vorgefallene Teil des Rektums schwere, irreparable Schäden – und dann muss dieser Teil des Darms bei einem aufwendigen Eingriff entfernt werden. Neben diesen Massnahmen sollte in jedem Fall eine diagnostische Abklärung und angemessene Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung erfolgen.

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