Dr. med. vet.
Fachtierärztin FVH für Kleintiere
Plastik-Enten, Knochenstücke, Ohrstöpsel, Socken: Manche Hunde sind alles andere als wählerisch, wenn es ums Fressen geht. Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt können, wenn sie unterwegs stecken bleiben, aber ganz schön gefährlich sein.
Hunde, die etwas Ungeeignetes gefressen oder verschluckt haben, sind häufige Gäste in der Tierklinik. Bei kleinen, glatten Fremdkörpern erledigt sich das Problem in der Regel von selber: Der Gegenstand wird mit dem Kot wieder ausgeschieden. Doch: Je grösser und strukturierter die geschluckten Fremdkörper sind, desto schwieriger gestaltet sich ihre Reise durch den Verdauungstrakt.
Im besten Fall erbricht der Hund das Fremdmaterial umgehend wieder. Bleibt es jedoch im Magen liegen, kann dies zu reduziertem Appetit und Erbrechen führen. Häufig fressen solche Hund zwar noch, können das Gefressene aber nicht behalten und übergeben sich kurze Zeit nach der Futteraufnahme. Auch wiederholtes Erbrechen von Flüssigkeit oder Galle kommt in diesen Fällen gehäuft vor. Interessant ist, dass einige dieser Patienten mit einem völlig normalen Allgemeinzustand in die Tierklinik kommen, andere wiederum sind apathisch und zeigen starke Bauchschmerzen.
Darmverschluss kann tödlich enden
Passiert ein verschlungener Fremdkörper den Magen, kann dieser im Dünndarm oder im Bereich des Übergangs vom Dünn- in den Dickdarm zu einer Verstopfung führen. Je nach Beschaffenheit des Fremdmaterials ist ein teilweiser oder vollständiger Darmverschluss möglich – in beiden Fällen ein Zustand, der für den Hund gesundheitsgefährdende Ausmasse annehmen kann. Aus diesem Grund ist ein rascher Tierarztbesuch unbedingt notwendig. Folgende Symptome werden beim Darmverschluss häufig beschrieben: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen von Futter, Galle oder Schaum, Bauchschmerzen und verändertes Allgemeinverhalten. Bei einem vollständigen Darmverschluss berichten die Besitzer meist von fehlendem Kotabsatz, bei einem teilweisen Verschluss kann der Hund an Durchfall leiden.
Schmerzen beim Abtasten des Bauches?
Der Tierarzt kontrolliert bei seiner Untersuchung Herz und Kreislauf des Hundes und tastet den Bauch ab. Zeigt der Hund dabei Schmerzen und erhärtet sich der Verdacht, dass ein Fremdkörper im Bauch steckt, wird in der Regel zunächst ein Röntgenbild gemacht. Die Problematik: Viele verschluckte Fremdkörper sind nicht röntgendicht, das heisst, sie bleiben auf dem Röntgenbild verborgen. Anstelle des Fremdkörpers selber sind aber allenfalls Hinweise für einen Darmverschluss zu sehen: Mit Gas gefüllte, stark aufgeblähte Darmschlingen deuten zum Beispiel auf einen kompletten Darmverschluss hin. Stark aufgefädelte Därme können ein Anzeichen sein für schnur- oder fadenartiges Fremdmaterial, das den Darm teilweise verschliesst, für Gas aber durchgängig bleibt. Schafft das Röntgenbild keine Klarheit, fertigt der Tierarzt eine Kontrastmittelstudie an. Dazu wird dem Tier iod- oder bariumhaltige Flüssigkeit oral eingegeben. Nach vier bis acht Stunden wird ein Kontrollröntgen gemacht. Ist ein Fremdkörper vorhanden, kommt es im Darm vor dem Fremdkörper zu einem abrupten Stopp des Kontrastmittels. Eine weitere Alternative ist die Ultraschall- Untersuchung des Bauches. Mit dieser Methode, die in der Tierklinik Aarau West von Spezialisten für Radiologie durchgeführt wird, kann Fremdmaterial im Innern des Darmes dargestellt werden.
Und wie kommt er wieder raus?
Hat der Hund tatsächlich einen Fremdkörper verschluckt hat, stellt sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Befindet sich der Fremdkörper noch im Magen, kann der Tierarzt ihn unter Umständen endoskopisch entfernen. Dabei «fischt» er das Fremdmaterial mit Hilfe von feinen Zangen und Fangkörbchen via Magenspiegelung heraus. Bei spitzen oder sehr grossen Fremdkörpern im Magen sowie bei jenen im Darm ist eine Operation jedoch die einzig korrekte Lösung. Dabei schneidet der Tierarzt den Magen oder Darm auf und entfernt den Gegenstand.
Wie sieht es bei den Katzen aus?
Katzen werden ebenfalls häufig wegen einem Verschluss des Darmes in der Tierklinik vorgestellt. Sie verschlucken jedoch eher Ohrstöpsel, kleine Plastikspielzeuge und Fellbezoare (Haarknäuel). Aber auch das Spielen mit Wollschnüren, Fäden oder Lametta kann unangenehme Folgen für Tier (und Besitzer) haben.