Planen Sie Ferien mit Ihrem Hund? Wenn der Vierbeiner mitkommt, lohnt sich ein frühzeitiger Blick in dessen Impfpass. Unliebsame Reisekrankheiten lassen sich dank entsprechender Vorsorge-Massnahmen nämlich gut verhindern.
Reisekrankheiten Überträger
Nordafrika, Osteuropa, Asien und Südamerika
Auftreten der Tollwut bei:
- Wildtieren
- Füchsen
- Marder
- Waschbären
- Hunden
Vorbereitung:
- Tollwutimpfung und eine Tollwut-Titerbestimmung
Mittelmeerraum
für Herzwurm auch Süden der Schweiz
Stechmücken sind Überträger des Herzwurmes
Vorbereitung:
- Entwurmung während und nach dem Aufenthalt in einem Endemiegebiet
Sandmücken übertragen die Leishmaniose
Vorbereitung:
- Auftragen eines "spot-on"-Präparates oder ein zugelassenes und entsprechendes Antiparasitenhalsband einige Tage vor der Abreise
Süd- und Osteuropa
Babesien auch in Regionen in der Schweiz
Babesien und Ehrlichien werden durch Zecken übertragen
Vorbereitung:
- Zeckenprophylaxe durch "spot-on"-Präparat oder entsprechendes Antiparasitenhalsband
Der Lungenwurm ist keine Reisekrankheit. Er ist aber in der Schweiz weit verbreitet, da Schnecken als Zwischenwirte eine wichtige Rolle im Übertragungszyklus spielen. Schnecken bevorzugen feuchtes Wetter, welches in unseren Breitengraden ja nicht gerade selten ist. Kein Wunder also, reisen Herr und Frau Schweizer gerne (mit Hund) in südliche Länder in die Ferien. Die Krux: In tropischen und subtropischen Ländern, im Mittelmeerraum und auch im Süden der Schweiz leben Stechmücken, die Herzwürmer übertragen können. Eine Erkrankung mit Herzwürmern hat meist schwere klinische Symptome zur Folge und benötigt eine aufwendige Therapie. Der Schutz vor einer Infektion mit Herzwürmern ist jedoch relativ einfach – eine Entwurmung zum Zeitpunkt des Aufenthalts im Endemie-Gebiet ist notwendig, welche monatlich wiederholt wird, sollte der Aufenthalt länger andauern. Das «European Scientific Counsel Companion Animal Parasites» (ESCCAP), eine Vereinigung verschiedener Veterinärparasitologen, schreibt dazu auf ihrer Homepage: «Die Behandlung muss spätestens 30 Tage nach der ersten Infektionsmöglichkeit einsetzen und bei längeren Aufenthalten bis 30 Tage danach in monatlichen
Abständen fortgesetzt werden.» Wichtig ist also, dass man einen Monat nach Ferienende – wenn man bereits wieder in der nassen Schweiz ist nochmals eine Entwurmung durchführt. Dies, auch wenn man «nur» zwei Wochen im Ausland weilte.
Tollwutimpfung: Frist beachten
Wer böse Ferien-Überraschungen vermeiden will, informiert sich frühzeitig über die Ein- und Ausreisebestimmungen des Ferienlandes. So schreibt bei uns der Gesetzgeber vor, dass Hunde nur dann wieder in die Schweiz einreisen dürfen, wenn sie gegen Tollwut geimpft sind (spätestens 21 Tage vor dem Grenzübertritt). Zudem benötigen sie einen Mikrochip und einen Heimtierpass. Informieren sollte sich der Tierbesitzer auch, ob für die Einreise ins Ferienland zusätzliche Anforderungen gestellt werden. Wer zum Beispiel in skandinavische Länder oder nach England reist, muss den Hund einige Stunden vor dem Grenzübertritt von einem Tierarzt entwurmen und dies im Heimtierpass eintragen lassen.
Gefahr urbane Tollwut
In manchen Ländern kommt Tollwut auch bei Wildtieren vor, welche in Stadtnähe wohnen – so bei Füchsen, Mardern, Waschbären, Frettchen, Dachsen, aber auch bei Hunden. Davon betroffen sind Länder in Nordafrika, Asien, Osteuropa (Liste unter www.tierischreisen.ch). Reisen mit einem Hund in Länder mit urbaner Tollwut (etwa Mazedonien, Albanien, Nordafrika) sind aufwendiger zu planen und müssen frühzeitig in Angriff genommen werden: So ist nicht nur die Tollwutimpfung nötig, sondern auch eine sogenannte Tollwut Titerbestimmung; das heisst eine Untersuchung, die bestätigen muss, dass im Blut genügend Antikörper gegen das Tollwutvirus vorhanden sind und die Impfung somit wirksam ist. Für die Rückreise aus solchen Ländern ist eine Bewilligung des BLV nötig wie auch eine grenztierärztliche Untersuchung. Am besten erkundigen sich Tierbesitzer auf der Homepage des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) unter der Adresse www.blv.admin.ch / «Reisen mit Heimtieren» über geltende Bestimmungen bezüglich Aus-und Einreise.
Parasitenprophylaxe
Die meisten Reisekrankheiten werden durch Zecken oder Mücken übertragen. Hier bieten verschiedene Produkte («Spot-on»-Präparate, Anti-Parasiten-Halsbänder) einen guten Schutz. Wer unsicher ist, fragt seinen Tierarzt nach möglichen Infektionskrankheiten in der Feriendestination und der nötigen Prophylaxe. Informationen findet man auch auf der Internetseite der «European Scientific Counsel Companion Animal Parasites» (ESCCAP). Im Tierspital Zürich bietet eine Spezialistin für klinische Infektiologie eine «spezielle Reissprechstunde» an.
Leishmaniose
Wer in den Mittelmeerraum reist, muss an die Leishmaniose denken. Infizierte Sandmücken, die vor allem in der Abenddämmerung und bei Sonnenaufgang aktiv sind, übertragen diese Erkrankung. Die Symptome einer Leishmaniose treten wenige Monate bis Jahre nach einer Infektion auf. Die Hunde reagieren unterschiedlich; etwa mit Hautveränderungen, Gewichtsverlust, Fieber, Durchfall, vermehrtem Trinken, Nasenbluten. Die Therapie ist aufwendig und dauert, da eine vollständige Heilung meistens nicht möglich ist, lebenslang. Wird die Krankheit frühzeitig behandelt, kann aber oft für einige Jahre noch eine gute Lebensqualität erreicht werden. Schützen kann man seinen Hund, indem man 24 Stunden vor der Abreise ein «Spot-on»-Präparat aufträgt oder dem Hund ein entsprechendes Anti-Parasiten-Halsband bereits eine Woche vor der Abreise anzieht. Auch ist ein Impfstoff in der Schweiz zugelassen, der allerdings keinen 100%igen Schutz garantiert. Die Patienten unserer Klinik, die an Leishmaniose erkranken, sind meistens Hunde, die über einen längeren Zeitraum in Endemie-Gebieten gelebt haben. Typischerweise sind es importierte Strassenhunde aus den Mittelmeergebieten oder Hunde, die länger in diesen Gebieten mit ihren Besitzern gelebt haben.
Andere Reisekrankheiten?
Zu den wichtigsten Reisekrankheiten gehören neben der Leishmaniose und dem Herzwurm noch die Babesiose und die Ehrlichiose. Babesien sind sogenannte Einzeller, die durch Zecken übertragen werden. Babesien befallen und zerstören die roten Blutkörperchen. Als Folge entsteht eine lebensbedrohliche Blutarmut. Typische Symptome sind Fieber und das Absetzen von braunem Urin. Hunde, die sich mit Ehrlichien angesteckt haben, zeigen meist Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und vergrösserte Lymphknoten. Die Symptome können gleich nach der Infektion, aber auch erst Monate bis Jahre später auftreten. Handelte es sich bei diesen Erkrankungen früher um eine typische Reiseerkrankung aus Süd- und Osteuropa, kommen sie heute vereinzelt auch in Gebieten in der Schweiz vor. So sehen wir diese Infektionserkrankungen nicht nur bei Hunden, welche sich im Ausland aufhielten, sondern auch bei Hunden, welche die Schweiz nie verlassen haben. Darum ist eine gute Zeckenprophylaxe auch in der Schweiz von grosser Bedeutung.
Fazit:
Eine gute Parasiten-Prophylaxe – unabhängig von den Ferienplänen – sollte heute zum «Standardprogramm» eines jeden Hundebesitzers gehören.