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Epilepsie bei Hund und Katze

Epileptische Krampfanfälle gehören zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen bei Hund und Katze. Die möglichen Ursachen sind vielfältig, und eine gründliche Diagnostik ist wesentlich. Bei entsprechender Therapie und ärztlicher Begleitung kann den Patienten meist geholfen werden.

 

Was ist Epilepsie?

Unter „Epilepsie“ verstehen wir wiederholt auftretende Krampfanfälle (kurz «Anfälle»). Beim Menschen schon vor 4000 Jahren beschrieben, wurde sie beim Haustier erst Anfang des 19. Jahrhunderts erwähnt. Ursächliche Veränderungen können ihren Sitz im Gehirn selbst oder aber auch in Organen der Bauchhöhle oder im Stoffwechsel haben. So kann es durch Unterzuckerung, Sauerstoffunterversorgung, Kalziummangel, verminderte Ausscheidung giftiger Körperabbauprodukte, Hormonstörungen oder eine Vergiftung durch aufgenommene Substanzen (z.B. Weihnachtsstern, Oleanderblüte, Schneckenkorn) zu Störungen des Gehirns mit krankhaften elektrischen Entladungen von Nervenzellen kommen.
Wenn ein völlig gesunder Hund wiederholt zu Anfällen neigt, spricht man von idiopathischer oder genetischer Epilepsie.

 

Unterschiedliche Erscheinungsformen der Epilepsie

Die fokalen Anfälle, die zum Beispiel nur eine Körperhälfte oder die Gesichtsmuskulatur betreffen, wobei es zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen kommt, können auf der Beeinträchtigung eines verhältnismässig kleinen „Fokus“ auf einer Grosshirnhälfte beruhen. Der Patient nimmt dabei seine Umgebung meist wahr.
Generalisierte Anfälle vom schweren Anfallstyp werden am häufigsten beobachtet und bewirken die umfassende Verkrampfung der Skelettmuskulatur, fast immer Bewusstseinstrübung in Verbindung mit Speicheln und Kieferschlagen und Harn-/Kotabsatz. Dauer und Schweregrad sind unterschiedlich, oft wird eine Dauer von 2-4 Minuten «geschätzt».
Lebensbedrohlich Zustände entstehen, wenn sich der Patient in wiederholten Anfällen (Cluster) ohne Erholung oder einem andauernden Krampf (Status epilepticus) erschöpft und überhitzt, es zu Sauerstoffunterversorgung, Übersäuerung und Elektrolytstörungen kommt.

 

Typische Anzeichen eines Epileptischen Anfalls sind:

• Vorhergehende Unruhe oder Apathie
• Bewusstseinsstörung
• Starrer Blick
• Umfallen in Seitenlage
• Speicheln & eventuell unkontrollierter Harnabgang
• Kieferschlagen
• Versteifen oder Rudern mit den Beinen
• Oberflächliche schnelle Atmung

Meist stoppen Anfälle nach 2-4 Minuten spontan.
Bei andauernden Anfällen kontaktieren Sie bitte unverzüglich Ihren Tierarzt!

 

Was tun bei und nach einem Anfall?

• Ruhe bewahren
• Verletzungen des Tieres und eigene
   durch das Tier vermeiden (Biss!)
• ggf. Valium rektal
• schnell Wiederkehrende oder endloser Anfall ist immer ein Notfall. Bitte rufen Sie die Tierklinik an.

 

Die diagnostische Aufarbeitung beim Tierarzt

Die betroffenen Hunde und Katzen werden in der Sprechstunde allgemein und neurologisch untersucht. Die Vorgeschichte, Alter, Rasse etc. sind Thema des Gesprächs zwischen Besitzer*in und Ärztin/Arzt. Das Führen eines Anfallstagebuches und Video- aufzeichnungen sind hilfreich.
Blut- und ggf. Harnuntersuchung sind eine logische Ergänzung, um möglichst viel über den Tierpatienten zu erfahren. Es kann sein, dass eine Kernspintomographie (MRI) und Untersuchung der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit in einem weiteren diagnostischen Schritt nötig werden. Ziel ist es, die Ursache der Epilepsie zu begreifen.

 

Die Behandlung von Krampfanfällen

Für die Sofort-Hilfe bei einem Anfall, der zu Hause auftritt, wird gerne ein Valium-Klistier-Präparat durch die Tierärztin abgegeben. Das Klistier wird dem noch krampfenden Tier vom Besitzer rektal verabreicht.
Es gibt verschiedene Präparate, welche Botenstoffe des zentralen Nervensystems beeinflussen und die Krampfneigung des Epileptikers dämpfen – ANTIEPILEPTIKA!
Je nach verordnetem Antiepileptikum (in Mono- oder Kombinationstherapie) sollte der Patient 2- bis 3-mal täglich Tabletten einnehmen. Diese verursachen in den ersten Tagen Nebenwirkungen von Schläfrigkeit und Koordinationsstörungen, die sich i.d.R. wieder legen. Durchhalten lohnt sich! Antiepileptika sind zur langfristigen Therapie gedacht. Eine erste Kontrolle nach Start der Therapie ist nach 3-4 Wochen, dann nach Absprache und optimaler Weise jährlich empfohlen.
Ziel ist es, das Potential des Medikaments durch optimale Dosierung voll auszuschöpfen, unnötige Nebenwirkungen zu vermeiden und gegenseitiges Verständnis zu gewährleisten.

Haben die Untersuchungen eine spezifische Ursache der Epilepsie ergeben, sollte diese ausserdem und gezielt behandelt werden! Über Möglichkeiten, Aufwand und Prognose wird im Arzt-Gespräch eingegangen.

Wiederholte Kontrollen
Für einen optimalen Therapieerfolg sind regelmässige Kontrollen des Patienten und seines Blutbildes wichtig

 

Noch ein paar interessante Punkte

Jung-erwachsene Katzen und Hunde leiden meist an idiopathischer Epilepsie. Bei letztgenannten kommt diese in bestimmten Rassen gehäuft vor, da sie weitervererbt werden kann.
Epileptiker sollten aus der Zucht genommen werden!

Ziel einer Epilepsie-Therapie ist die deutliche Reduktion der Häufigkeit und Intensität der Anfälle. Manchmal ist eine komplette «Krampf-Freiheit» möglich.

Die meisten Epileptiker werden ambulant betreut, schwere Verläufe mit Clustern und Status brauchen hingegen intensive Pflege in der Klinik über wenige Tage.

Ein Tierpatient mit Diagnose idiopathischer Epilepsie kann trotzdem ein hohes Lebensalter erreichen.

Die komplette diagnostische Aufarbeitung kann gegen CHF 2'000.- kosten, eine einfache medikamentöse Therapie und Kontrollen sind finanziell i.d.R. erschwinglich.

Mit wenigen Einschränkungen kann ein Vierbeiner als Familien- und oft auch als «Gebrauchshund» (Fährte, Agility, etc.), weniger aber als Dienst- oder Blindenführhund ein erfülltes Leben führen.

 

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