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Aspergillose- wenn der Vogel beim Atmen pfeift

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Die Aspergillose, eine durch Schimmelpilze verursachte Infektionskrankheit, ist eine der häufigsten Todesursachen bei tropischen Papageienarten wie Amazonen, Aras und Graupapageien. Wie schützt man seine Vögel vor dieser Krankheit?

 

Schimmelpilze sind in unserer Umwelt allgegenwärtig, zum Beispiel in verschimmeltem Körnerfutter, verschimmelten Erdnüssen oder verschimmelter Einstreu. Auch in schlecht belüfteten Räumen mit hoher Papageiendichte finden sich Pilze in hoher Konzentration. Die Pilzinfektion wird beim Vogel überwiegend durch Aspergillus fumigatus, Aspergillus flavus und Aspergillus niger verursacht. Der Ablauf: Die Vögel atmen die Pilzsporen ein. Auf diese Weise gelangen sie in die Atmungsorgane und vermehren sich dort. In der Luftröhre, der Lunge und in Luftsäcken entsteht Pilzrasen oder Granulomen. Zusätzlich ist es möglich, dass giftige Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze, sogenannte Mykotoxine, auch Organe ausserhalb der Atemwege schädigen. Besonders anfällig sind tropische Papageienarten wie Amazonen, Aras und Graupapageien. Seltener betroffen sind Kakadus, kleine Sittiche und Finkenvögel. Aspergillose ist eine der häufigsten Erkrankungen und Todesursachen bei grossen Papageien.

 

Diese Faktoren begünstigen das Entstehen der Krankheit:

  • Zu niedrige Luftfeuchtigkeit. In der Heimat der Papageien liegt die Luftfeuchtigkeit bei 80 Prozent. Bei unserer Heimtierhaltung erreichen wir kaum mehr als 30 bis 50 Prozent. Dies führt zum Austrocknen der Atemwegschleimhaut und vermindert die Widerstandsfähigkeit der Vögel.
  • Mangel an Frischluft und Sonnenlicht. Nicht ausreichend belüftete Innenräume begünstigen das vermehrte Ansammeln von Pilzsporen.
  • Verdorbenes Futter. Erdnüsse sind häufig stark mit Pilzsporen befallen. Diese werden beim Fressen eingeatmet.
  • Mangelernährung, insbesondere Mangel an Vitamin A. Sonnenblumenkerne enthalten nicht ausreichend davon. Dieser Mangel führt zu Schäden der Schleimhaut und vermindert
    die Abwehr von Infektionen der Atemwege.
  • Stress jeglicher Art. Lange andauernder Stress wie zu hohe Besatzdichte im Käfig, ungeeignete Partnertiere oder Transport führt zu einer Schwächung des Abwehrsystems.
  • Lange Behandlungen mit Antibiotika begünstigen das Pilzwachstum.
  • Fehlender Freiflug

Wichtig zu wissen: Ein an Aspergillose erkrankter Vogel stellt für andere Papageien keine Infektionsgefahr dar.

 

Welche Krankheitssymptome treten auf?

Wir unterscheiden zwischen einer akuten und chronischen Verlaufsform der Aspergillose.

  • Die akute Form ist seltener als die chronische Form. Sie tritt häufig während der schwülen, warmen Jahreszeit auf. Die Vögel haben anfallsweise schwere, keuchende Atemnot, zeigen Atemgeräusche und trinken übermässig viel. Durch Ersticken oder Vergiftung kann der Tod innerhalb weniger Tage eintreten.
  • Die chronische Form verläuft oft schleichend. Erste Anzeichen können Müdigkeit, vermehrter Harnabsatz, nachlassende Flugleistung, Aufwürgen von Futter, Kurzatmigkeit und deutliche Atemgeräusche nach Anstrengung wie Fliegen oder bei Erregung sein. Betroffene Papageien zeigen häufig eine Stimmveränderung oder hören ganz auf zu sprechen. In fortgeschrittenen Fällen kommt es zu Atemnot, die sich in starker Brustkorbbewegung, Schwanzwippen und, in ganz schlimmen Fällen, in Schnabelatmung äussert.

 

Wie wird die Aspergillose diagnostiziert?

Die beschriebenen Symptome erlauben dem Tierarzt nur eine Verdachtsdiagnose. Es braucht eine Kombination mehrerer Untersuchungsmethoden, um diese zu erhärten. Beim Röntgen können chronische Veränderungen wie knotige Verschattungen und unscharfe Begrenzungen der Luftsäcke erkannt werden. Des Weiteren liefert eine Blutuntersuchung zusätzliche Hinweise. Durch einen Luftröhrenabstrich wird in bestimmten Fällen der Erreger nachgewiesen. Bei grösseren Vögeln wie Graupapageien ist zudem eine Endoskopie in Narkose möglich. Mittels einer kleinen Kamera wird die Bauchhöhle des Vogels untersucht. Dabei können die Schimmelpilze in den Luftsäcken dargestellt werden. In einigen Fällen entnimmt der Tierarzt eine Biopsie, die im Labor untersucht wird.

 

Wie sieht die Behandlung der Krankheit aus?

Die Behandlung ist schwierig und langwierig. Über mehrere Wochen werden Pilzmittel und, je nach Schweregrad, entzündungshemmende Medikamente verabreicht. Überdies ist eine Inhalation mit Pilzmitteln empfehlenswert. Eine vollständige Heilung ist leider in den meisten Fällen nicht möglich. Mittels Therapie erreicht man ein Vermindern der Symptome und ein Senken der Pilzlast. Dadurch verbessert sich die Lebensqualität. Als unabdingbare Unterstützung der Therapie gilt es, die Haltung und Füttern zu verbessern.

  • Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und Frischluftzufuhr
  • Frisches Futter wie Obst, Gemüse und Grünfutter anbieten und darauf achten, dass das Körnerfutter frisch ist
  • Häufiger Einstreuwechsel und zusätzliche Desinfektion des Käfigs, Futternäpfe regelmässig auskochen
  • Zu dichter Besatz in Volieren vermeiden
  • Vitamin A zufüttern

 

Artgerechte Haltung als wesentliche Prophylaxe

Um die Widerstandskraft des Vogels zu stärken, ist vor allem die optimale artgerechte Haltung und Fütterung und die Verabreichung von Körnern ohne jeglichen Schimmelbefall wichtig. Es ist empfehlenswert, nur kleine Futtermengen einzukaufen. Eine regelmässige und gründliche Reinigung und Desinfektion des Käfigs beziehungsweise der Voliere bilden weitere wirksame Vorsorgemassnahmen.

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